Einführung

Die Ausstellung Meta.space – Raumvisionen blickt mittels einer Auswahl künstlerischer Arbeiten aus verschiedenen Epochen hinter Raumkonzepte und -visionen und beleuchtet die Raumwerdung vor und während der zeitgenössischen Entwicklung virtueller Räume.

Im Zusammenhang mit Globalisierung und Digitalisierung stellen sich grundlegende Fragen zum ‚Raum‘ und seiner Relevanz zur Erklärung gesellschaftlicher Prozesse. ‚Raum‘ ist dabei nicht nur der physische, d.h. geografische, Raum, sondern vor allem auch ein intelligibles und soziales Konstrukt, das sich Gruppen und Individuen subjektiv und spezifisch erarbeiten, um ihre Lebensrealität, ihr Miteinander und ihr Selbstverständnis ausbilden und festigen zu können. Seit dem sogenannten ‚Spatial turn‘ Ende der 1980er Jahre wird der Raum neu als kulturelle Größe wahrgenommen und es steht nicht mehr nur die Zeit als kulturwissenschaftliche Größe im Zentrum der Untersuchungen. Die theoretische Grundlage der Ausstellung Meta.space bildet deshalb der ‚sozial konstruierte Raum‘ wie ihn Immanuel Kant, Henri Lefebvre und in jüngster Zeit vor allem Martina Löw vertreten.

Dieser ‚sozial konstruierte Raum‘ ist dadurch geprägt, dass er auf Wahrnehmung stützt, auf eine äußere Erfahrbarkeit, der immer auch das Individuelle und Subjektive anhaftet. Er ist nicht eine vorgegebene ontologische Substanz, sondern Produkt kultureller und soziologischer Prozesse, die durch Handlung und Interaktion bestimmt sind. Die Analogie zum ästhetischen Prozess von Kunstproduktion und -rezeption ist augenfällig und ermöglicht, in dieser anthologischen Präsentation historischer und zeitgenössischer künstlerischer Positionen zu verschiedenen Aspekten von Raum und Räumlichkeit übergeordnete Phänomene abzuleiten und ein neues Raum- und damit ein neues Selbstbewusstsein zu erzeugen. Besonders vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung und Virtualisierung wird deutlich, dass Raum nicht mehr nur eine geografische Größe sein kann, sondern als ein Ergebnis sozialer Interaktionen und Handlungen gesehen werden muss, die den realen Raum ergänzt und noch viel mehr das agierende Individuum ins Zentrum setzt.

Die Ausstellung Meta.space beschäftigt sich deshalb mit der subjektiven, individuell spezifischen künstlerischen Auseinandersetzung mit Raum und Räumlichkeit. Den Rahmen dafür bildet ein kuratierter Dialog von Werken der Sammlungen der OÖLKG mit zeitgenössischen Arbeiten.

Der inhaltliche Rahmen reicht von der Thematisierung früher malerischer Lösungen bildräumlicher Probleme ab dem 15. Jahrhundert und der Raumhaltigkeit skulpturaler Arbeiten über die sensorische, wissenschaftliche und technische Erschließung von Räumen bis zur Erfassung und Durchdringung sozialer Räume. Er gipfelt schließlich in der Auseinandersetzung mit verschiedensten digitalen Weltentwürfen ­und fragt nicht nur nach deren künstlerischen und sozialen Verwicklungen, sondern hinterfragt vor dem Hintergrund der Metaverse-Debatten auch kritisch das dystopische wie utopische Potenzial aktueller Metaverse- und Metaspace-Konzepte.

 

Beteiligte Künstler:innen:

Anna Lucia, Aya - Artist from Creative Aya, Willem Janssonius Bleau, Eduard Schulz-Briesen, Nancy Baker Cahill, depart (Leonhard Lass, Gregor Ladenhauf), Herbert W. Franke, Franz Gebel, Alexander Grasser & Alexandra Parger, Robert F. Hammerstiel, Augustin Hirschvogel, Candida Höfer, Hans Hueber, The Institute of Queer Ecology, Ludwig Kasper, Johann Ev. Lamprecht, Lawrence Lek, Christian Lemmerz, Gerard de Leraisse, Lichterloh, Anton Lutz, Martina Menegon, Armin Mitterbauer, Julie Monaco, Bernd Oppl, Henriette Pausinger, r0zk0, Anne Spalter, Volatile Moods, Eduard Schuzl-Briesen, Jakob Kudsk Steensen, Gerhard Valk, Georg Matthäus Vischer

Kuratoren: Fabian Müller-Nittel, Markus Reindl
Projektleitung: Petra Fohringer, Maria Pachinger
Produktionsleitung: Jarno Bachheimer, Giacomo Piazzi