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Bühnen
Künstlerisch erzeugte Räume sind stets Orte der Inszenierung, sei es die physische Nachbildung naturgetreuer „Wirklichkeiten“, die als fiktive Handlungsräume dienen, sei es die intellektuelle oder spirituelle Bühne für geistige Bilder. Immer neu wird die Frage verhandelt, in welchen Räumen sich Publikum bzw. Darstellende und Dargestellte befinden. Dies hat eminente Folgen für den Raum als ‚ästhetisches Konstrukt‘, als Produkt eines produktions- wie rezeptionsästhetisches Prozesses, der Kunstschaffende, Medium und Publikum vereint. Künstlerisch produzierte Räume sind nicht nur eine kulturelle Errungenschaft der Weltanschauung und -aneignung, sondern auch ein ideales Medium zur Vermittlung verschiedenster Inhalte.
Dabei geht es sowohl um das ästhetische Potenzial, das Räumlichkeit bietet, um einer nachgebildeten Wirklichkeit und den Protagonist:innen wortwörtlich eine überzeugende Bühne zu bereiten. Oft reicht es schon aus, bemalte und zugeschnittene Flächen in Tiefenstaffelung zu setzen, um Räumlichkeit zu erzeugen. Andererseits können auch diese Räume selbst zu Protagonisten werden, die davon erzählen, was in ihnen geschieht oder eben nicht geschieht. Dabei verliert sich der Blick der Betrachtenden in Räumen, die trotz verkleinertem Maßstab als Nachbildungen einer Wirklichkeit überzeugen. Die Bühne ist ihr eigener Inhalt.
Eine gänzlich andere Möglichkeit, Inhalte räumlich zu inszenieren, demonstriert die exemplarische Gegenüberstellung analoger und virtueller Kunstwerke. Der gekreuzigte Erlöser ist eines der zentralen Themen christlichen Kunstschaffens. Der qualvolle Tod Christi am Kreuz versinnbildlicht das heilbringende Opfer, das Gott für die Menschen brachte, und stellt den Moment seiner Transzendierung aus der irdischen Welt in das Reich Gottes dar. Die Interaktion zwischen dem hölzernen Kruzifix und der virtuellen Erscheinung bildet den spirituellen Mythos göttlicher Transzendierung nach. Das Faszinosum religiöser Verzückung wird bildhaft nachempfindbar. Und es bezeugt die Macht der Kunst, Nicht-Sichtbares sichtbar zu machen.
Franz Gebel, Rittersaal No 22, 1853, Aquarell auf Papier, 28,7 x 41 cm, Inv. Nr. Gebel 1039. OÖLKG, Grafische Sammlung
Franz Gebel, Gotischer Saal, 1860, Aquarell auf Papier, 29,7 x 38,1 cm, Inv. Nr. Gebel 1354. OÖLKG, Grafische Sammlung
Franz Gebel, Kerker, 1864, Aquarell auf Papier, 23,1 x 30,2 cm, Inv. Nr. Gebel 1498. OÖLKG, Grafische Sammlung
Bernd Oppl, I looked around the Internet, 2018, Nylon, MDF, Elektronik, LCD-Display, GIF-Animation, 35 x 45 x 50 cm, Galerie Krinzinger und der Künstler
Bernd Oppl, The Rhythm of the Night, 2019, Nylon, MDF, LED, Elektronik, LCD-Display, 30 x 40 x 37 cm, Galerie Krinzinger und der Künstler
Bernd Oppl, Sleep Mode, 2019, MDF, Nylon, Elektrolumineszierende Folie, Elektronik, 25 x 16 x 26 cm, Galerie Krinzinger und der Künstler
Grazer Kruzifix, um 1515/20, Holz, H. c. 200 cm, Inv. Nr. S 693. OÖLKG, Sammlung Kunst- und Kulturgeschichte bis 1918
Christian Lemmerz, La Apparizione, 2017, Virtual Reality. Khora Contemporary
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