Künstler:innen

The non-fungible body?

Cibelle Cavalli Bastos

SONJA KHALEOALLON IN LAS VENUS RESORT PALACE HOTEL: THEIRSTORIES FROM THE ALTERVERSE'S ATEMPORAL FOLD: 18.06. 16:00 UND 19.06. 16:00, OK LINZ


Das Las Venus Resort Palace Hotel ist der einzige Ort, der am Ende der Welt, nach der Gentrifizierung der Galaxie und der Apokalypse noch übrig sein wird. Willkommen in der Retro-Zukunft, in der sich die Zeit in ihrer eigenen Spirale krümmt! Sonja Khalecallon, Cibelle Cavalli Bastos’ Drag Queen und chaotisches High Femme-Wesen, ist Kabarettsängerin, multi-tasking-fähige kosmische Heilerin, Nageldesignerin, Putzfrau, exotische Tänzerin und TV-Verkaufsfrau, die aus ihrer dystopischen Gegenwart als Abgesandte der tiefen Verankerung einer techno-kapitalistischen Gesellschaft mit ihren zukünftigen Vergangenheiten berichtet.


Mx. CIBELLE CAVALLI BASTOS (Brasilien) Non-binary, They/Them Pronomen.
Ihre künstlerische Praxis als Forschung befasst sich mit den sich verändernden Konzepten von Identität, Performativität, visueller Kommunikation und mit Verhaltensmustern im digitalen Zeitalter. Ihre Arbeiten wurden u.a. vom Martin Gropius Bau (Berlin), ICA (London), MASP (São Paulo), Steirischer Herbst (Graz), NRWForum Düsseldorf, bei der Transmediale (Berlin) und der São Paulo Bienniale gezeigt.

Marita Bullmann

COLLECTIVE HAPPENING: 17.06. 20:30, OK LINZ
UNTITLED: 18.06. 16:00|17:00|18:00 UND 19.06. 16:00|17:00|18:00, OK LINZ


Marita Bullmanns Arbeiten sind Auseinandersetzungen mit vertrauten Materialien, Handlungen, Räumen und Orten.
Performativ begibt sie sich auf die Suche nach einer direkten Begegnung zwischen Körper und Raum. Ihre Arbeitsweise lässt sich als ein zeitlich ephemerer, orts- und situationsspezifischer Prozess begreifen.
Ihre Art und Weise, abstrahierende Deutungen zu schaffen, erlaubt die uns umgebenden Dinge neu wahrzunehmen und zu betrachten.
Es ist ihre Intention, die gewohnten Seh- und Wahrnehmungsmechanismen fern von kulturellen Prägungen zu beeinflussen und einen neuen, ‘dritten Raum’ zu schaffen, der uns den Akt des Erkennens bewusst werden lässt.


MARITA BULLMANN (Deutschland) Performance-, Installations- und Fotokünstlerin.
Sie studierte an der Folkwang Universität der Künste (Essen) und an der Bezalel Academy of Art and Design (Jerusalem). Mit Unterstützung der Kunststiftung NRW, des Goethe-Instituts und des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW hat sie Arbeiten in Europa, Asien und Amerika präsentiert. Sie ist Mitbegründerin des Aktionslabors PAErsche (2011) und organisiert seit 2013 die Performance-Plattform INTERVAL in Essen.

Yun-Chen Chang

STILL CHANGING: SKYLINE: 17.06. 20:00 UND 19.06. 15:30, OK LINZ

Yun-Chen Changs Performances untersuchen den erweiterten Begriff des Choreografischen, erforschen das Dauerhafte, das Transformative – Orte und Situationen, in denen eine Begegnung zwischen dem materiellen und dem vitalen Körper stattfindet. Sie führt einen kontinuierlichen Prozess des Auf- und Abbaus einer Skulptur aus massenproduzierten Stühlen durch, in die sie zugleich eingebettet ist, wodurch sie die dynamischen Beziehungen von Stillstand und Bewegung, Partituren und Zufällen, Produkten und Prozessen, anorganischer Materie und lebenden Körpern thematisiert.


YUN-CHEN CHANG (Taiwan) ist eine Tanz- und Performancekünstlerin, die derzeit in Finnland lebt. Sie arbeitete unter anderem mit dem Legend Lin Dance Theatre und mit River Lin zusammen. 2021 kreierte sie ihr Performance-Projekt Still Changing als Teil der “Unboxing:
Live Art Arena” in Taipeh, das anschließend für den Taishin Arts Award nominiert wurde. 2022 arbeitete sie mit Jarkko Partanen zusammen und entwickelte Still Changing: Landscape in Helsinki.
Still Changing: Skyline ist der dritte Teil dieser Performance-Reihe.

Beatrice Didier

COLLECTIVE HAPPENING: 17.06. 20:30, OK LINZ
6 HOURS SILENCE IN LINZ: 18.06. 16:00 und 19.06. 16:00, OK LINZ


In Linz.
Mein Körper wird da sein, nur da.
In dieser Stadt, in der ich 2011 Menschen auf der Straße gebeten habe, mich zu umarmen.
In dieser Stadt, in die ich 2014 zu Fuß aus dem Lager Mauthausen zurückkehrte, 30 kg Salz trug und den “Chant d’Espoir” von J. Cayrol sang.
In dieser Stadt, in der ich 1212 Granitsteine aus dem Fluss ins Salzamt gebracht habe.
In dieser Stadt, in der ich im Jahr 2020 mit drei Worten auftrat: Geld, Hand, leer.
Seit 2020 habe ich mich verändert. Vielleicht hat sich auch Linz verändert.
Ich weiß es nicht.
Diesmal, in Linz, werde ich sechs Stunden lang in einem leeren Raum sein.
Ich werde dort in Stille sein.
Wie können wir, in einer Welt, in der sich alles über Nacht ändern mag, nur dies lernen:
im gegenwärtigen Moment zu sein, uns von Ort, Raum und dem, was in uns widerhallt, durchdringen zu lassen?
Denn unser Körper ist “der Ort und die Zeit unserer menschlichen Existenz”, wie D. Le Breton schreibt.
Das ist alles, was ich heute weiß.


BEATRICE DIDIER (Belgien) studierte am Conservatoire Royal de Bruxelles.
Ihre Begegnung mit Monica Klingler und Boris Nieslony im Jahr 2005 führte sie zur Performance, die das wichtigste Medium ihres künstlerischen Ausdrucks wurde. Seitdem hat sie in Europa, Mexiko, China, Indien und Myanmar gearbeitet.
Ihre performativen Installationen wurden im Atelier Salzamt (Linz), in der Galerie 10/12 (Brüssel) und beim UPON Festival (Chengdu) ausgestellt.
Sie ist Mitglied von PAErsche, Ricochets und Kuratorin/Organisatorin der Plattform ACTUS.

Jan Hakon Erichsen

NACHO LIBRE / SPAGHETTI TRON: 18.06. 16:00|17:00|18:00 UND 19.06. 16:00|17:00|18:00, OK LINZ

Nacho Libre
Im Galerieraum steht eine Vorrichtung, die aus zwei Sägeböcken besteht, die mit einem Scharnier verbunden sind. An einem der Sägeböcke sind mehrere Taco Shells befestigt. Der Künstler kommt in den Raum, nimmt die Vorrichtung in die Hand und versucht,
sie auf seinen Körper zu manövrieren. Wenn die Vorrichtung an ihrem Platz ist, stößt der Künstler mit seinen Körperbewegungen einen Sägebock auf den anderen, wodurch alle Taco Shells zerdrückt werden. Dann stellt er die Vorrichtung ab, wobei die Sägeböcke immer noch übereinander gefaltet sind und verlässt den Raum.


Spaghetti Tron
Auf dem Boden befindet sich ein großes Rechteck aus verstreuten Spaghetti. Der Künstler kommt in den Raum. Er hat mehrere Streifen doppelseitiges Klebeband an seiner Kleidung und seinem Körper angebracht. Er legt sich auf die Seite und rollt sich, nach einer kurzen Pause, über die Spaghetti. Er rollt, bis er das Ende des Rechtecks erreicht hat. Der Künstler steht auf, sein Körper ist nun mit Spaghetti bedeckt und er sieht aus wie eine Art Nudel-Vogelscheuche. Die Vogelscheuche verlässt den Raum.


JAN HAKON ERICHSEN (Norwegen) arbeitet mit performance-basierten Videos, die er täglich auf seinen Social Media Kanälen verbreitet. Seine Praxis ist von minimalistischer und performativer Skulptur geprägt, er konstruiert interaktive Erfahrungen aus gewöhnlichen, alltäglichen Objekten, indem er sie in irritierende räumliche oder zeitliche Zusammenhänge bringt. Im Moment liegt sein Fokus auf “kurzen Zerstörungsvideos”, die er täglich auf seinem Instagram-Account postet.
Er hat sich darüber hinaus im NFT-Space etabliert, indem er seit Anfang 2021 seine Performances auf verschiedenen Plattformen veröffentlicht.
Seine Arbeit erlangte internationale mediale Beachtung, u.a. in Art in America, Kunstforum International und im New York Magazine. Nach seinem großen Erfolg in der virtuellen Welt werden seine ‘Kurzvideo’-Performances nun erstmals in einem Museum zu sehen sein.

Maria Kulikovska

AND WE WILL RETURN TO THE WONDERFUL NEW WORLD: 18.06. 15:30, OK LINZ

Wir essen, während wir Nachrichten sehen, wir essen, während wir über das Grauen lesen, das gerade jetzt passiert
Wir sehen das Grauen wie einen Film, dann schalten wir die Nachrichten aus und essen unser Dessert

Ich lebe an diesem wunderbaren Ort mit all den Cafés, all dem guten Essen, dem guten Leben und der Schokolade, während jeden Tag Menschen an dem Ort, von dem ich komme, sterben

Ich esse und esse und esse, bis ich Schokolade speie

 

Maria Kulikovskas "Performative Skulpturen" sind Abgüsse ihres eigenen Körpers, die sie aus verschiedenen Materialien wie Paraffin, Schokolade, Seife und Gips herstellt. Die Verletzlichkeit des Körpers, aber auch seine Ausdauer und sein Durchhaltevermögen, sowie Kulikovskas Selbstverständnis als ukrainische Künstlerin sind die Kernthemen ihres Schaffens. In dieser Performance konfrontieren die Schokoladenabgüsse uns mit einer materiellen Referenz auf den Reichtum der europäischen Nachkriegszeit, die auf den engen Zusammenhang von wirtschaftlichem Wachstum, Überfluss und menschlicher Gier hinweist.

MARIA KULIKOVSKA ist eine Multimediakünstlerin, Architektin, aktionistische Performerin, Forscherin und Dozentin. Sie wurde 1988 in Kertsch, Autonome Republik Krim, Ukraine, geboren. Nach der Annexion der Krim lebte und arbeitete Maria Kulikovska hauptsächlich in Kiew, wo sie 2015 die internationale Künstlergruppe und offene feministische Plattform "Flowers of Democracy" und 2017 das Projekt "School of Political Performance" gründete. Seit 2015 arbeitet Maria Kulikovska mit dem Architekten-Ingenieur Uleg Vinnichenko unter dem Namen MKUV Studio zusammen. Gemeinsam gründeten sie den internationalen nicht-binären Kunstraum GARAGE33 in Kiew, wo sie bis zum Beginn des Krieges lebten und arbeiteten. Maria Kulikovska ist derzeit als Artist in Residency bei der OÖLKG untergebracht. Ihre Werke werden im Herbst 2022 in einer Einzelausstellung im Francisco Carolinum zu sehen sein

David Henry Nobody Jr.

RADICAL MENTAL HOSPITALITY: 19.06. 19:30, OK LINZ

David Henry Nobody Jr. ist eine Performance-Persona, die vom Künstler David Henry Brown Jr. als Reaktion auf Social Media und Web 3.0 geschaffen wurde. Seine interventionistische/immersionistische Herangehensweise an Performance und (Live-)Skulpturen konfrontiert das Intuitive und Instinktive mit dem Reflexiven und Intellektuellen, wobei er sein öffentliches Performance-Selbst mit Lebensmitteln, Spielzeug und anderen Konsumprodukten der westlichen Popkultur maskiert und immer wieder neu erfindet. Die ‘ephemeren recordings’ seiner Performances haben eine große Zahl von Followern auf Social-Media-Plattformen angezogen, was zum Erfolg des Künstlers im NFT-Space beitrug. Radical Mental Hospitality thematisiert sein kreatives Schaffen, insbesondere die Verbindung zwischen seiner NFT- und Performance-Praxis. Die Kunsthistorikerin und NFT-Spezialistin Anika Meier moderiert die Interview-Performance als Live-Stream, während David Henry Nobody Jr. aus New York zugeschaltet wird.


David Henry NOBODY Jr. (USA) Während seiner vielen verschiedenen künstlerischen Schaffensperioden hat David Henry Brown Jr. wiederholt Performance-Figuren für sich geschaffen. Seine Arbeit wurde erstmals bekannt, als er im Jahr 2000 den New Yorker Prominenten Alex von Fürstenberg verkörperte und ein ganzes Jahr lang als ‘Alex’ auf VIP-Partys auftauchte und die Clintons, Puff Daddy und andere Prominente traf.
In seinen Stalking Donald Trump Performances von 1999 folgte er Trump ein Jahr lang. David ist Gründungsmitglied der Fantastic Nobodies, einem Outsider/Performance-Kollektiv, das von 2003 bis 2013 bestand. David Henry Nobody Jr.s Arbeiten haben in den letzten Jahren auch viel Aufmerksamkeit im Internet und in den Medien erregt und wurden auf BBC, VICE, The Huffington Post und HiFructose vorgestellt.

Sara Lanner

CAUGHT IN THE BLOCKCHAIN: 18.06. 19:30, OK LINZ

Caught in the Blockchain entfaltet sich als choreografische Performance-Landschaft – ein Raum, der nur durch einen Tauschhandel mit dem Publikum aktiviert wird. Welche Glücksmomente
suchen wir, und welches Streben nach Einzigartigkeit ist es, das uns zu bestimmen scheint?
Die Performer:innen Sara Lanner und Costas Kekis widmen sich Dynamiken, die uns im virtuellen Raum begegnen und unsere Wahrnehmung von Realität und Intimität, Besitz und Kontrolle prägen. In spannungsgeladenen Interventionen, die sich auf einer Salzlandschaft ausbreiten, werden Themen wie mining, Kryptowährungen, NFTs, künstlicher Intelligenz und digitaler Intimität nachempfunden.
Das Publikum wird zu Kompliz:innen, indem es die Landschaft ständig von neuem aktiviert und mit ‘geminten’ Objekten, sowie persönlich gewidmeten Choreografien belohnt wird.
Wer für diesen Abend Teil der Blockchain ist, wird sich für immer dort eingeprägt haben.


Konzept, künstlerische Leitung: Sara Lanner * Choreografie, Performance: Costas Kekis, Sara Lanner * Objekte, Kostüm: Sara Lanner * Fotos: Raffaela Bielesch, Markus Gradwohl * Grafik: Lavinia Lanner


SARA LANNER (Österreich) ist Tänzerin, Choreografin und performative Künstlerin in den Bereichen Tanz und bildende Kunst.
In ihrer Arbeit thematisiert sie den Körper in Bezug zu dessen Kontext, sowie dessen Sein als soziale Choreografie und Skulptur. Ihre Arbeiten finden auf Bühnen, in Ausstellungsräumen, im öffentlichen Raum oder in Off-Spaces statt.
Zuletzt wurde ihre künstlerische Arbeit mit dem H13 Niederoesterreich Preis für Performance, sowie mit dem Ö1 Publikumspreis im Rahmen der Ö1 Talentebörse im Leopold Museum Wien ausgezeichnet.

Sajan Mani

COLLECTIVE HAPPENING: 17.06. 20:30, OK LINZ
WHEN THE HANDS START SINGING: 18.06. 16:00 UND 19.06. 16:00, OK LINZ
POLITICAL YOGA: 19.06. 10:00, OK LINZ

When the hands start singing
Sajan Mani erkundet seine Muttersprache Malayalam und ihre komplexe kulturelle Geschichte. Der deutsche Missionar und Linguist Hermann Gundert standardisierte Malayalam und veröffentlichte Ende des 19. Jh. u.a. das erste
Malayalam Wörterbuch. Die Christianisierung ermöglichte es den Dalit, denen das Lesen und Schreiben zuvor verboten war, soziale Hierarchien und ihre wirtschaftliche Marginalisierung zu überwinden. Dennoch fand Gunderts Arbeit in einem kolonialen Kontext statt. Dies zeigt sich heute darin, dass Archive in Europa Materialien zur Geschichte der Dalit aufbewahren, die für Künstler:innen und Wissenschaftler:innen aus Indien nur schwer zugänglich sind. Die Performance von Sajan Mani bedeckt den Raum mit originalen Malayalam-Liedern, auf die Klage des Aktivisten und Dichters Poykayil Appachan antwortend: “Es gab niemanden auf dieser Erde, um die Geschichte meines Volkes zu schreiben.”


Political Yoga
In Europa werden zahlreiche Yogaschulen angeboten. Yoga bedeutet aber nicht nur meditative Selbsterfahrung, es steht auch im Kontext globaler Nord-Süd-Hierarchien und dient als Soft-Power Instrument. Vor diesem Hintergrund untersucht Political Yoga, wie soziale, kulturelle und geopolitische Machtdispositionen in einer kommerzialisierten Körperpraxis reproduziert werden.


SAJAN MANI (Indien) ist ein interdisziplinär arbeitender Künstler, der aus einer Familie von Kautschuk-Bauern stammt. Seine Praxis bringt die Probleme der marginalisierten Völker Indiens durch seinen ‘schwarzen Dalit-Körper’ zum Ausdruck.
Seine Arbeiten wurden u.a. von der Kochi Biennale Foundation (Indien), dem Times Art Center (Berlin), dem CODA Oslo International Dance Festival, dem Haus der Kunst (München) und der Vancouver Biennale präsentiert. 2021 wurde er mit dem Berliner Kunstpreis und 2022 mit dem Prince Claus Mentorship Award ausgezeichnet.

Boris Nieslony

COLLECTIVE HAPPENING: 17.06. 20.30, OK LINZ
DOUBLE BIND: 18.06. 16:00 UND 19.06. 16:00|17:00|18:00, OK LINZ


Double bind der zweite – oder der dritte? Meistens am Freitag, ich muss ja MA feiern, das mache ich gerne am Freitag. Heute ist Montag und Montag, kann ich nicht. Montags will ich immer Du solltest es haben, aber bekommst es nicht machen. Diese Idee habe ich von meiner Mutter in ihrer besten Alzheimer-Zeit. Dieses Stück ist wirklich gut für Montag. Donnerstag ist der Tag, an dem man sich damit befassen sollte: Don’t Press My Suicide Button. Ich habe also überlegt, MA am Donnerstag mit dem regulären Vorhaben zu tauschen. Die Donnerstag-Performance am Freitag und die Freitag-Performance am Donnerstag. Sonntags treffe ich Jürgen, wenn er Zeit hat und vorbei kommt.
Und was soll ich Mittwoch tun? Letzten Samstag - meistens Samstag - musste ich A Feather Fell Down On Linz zeigen und stellte fest, dass keine der Performances einen Bezug zu Begriffen oder Stilen der Performance-Geschichte hat. Fragt mich nicht, wann ich Black Market International getroffen habe und was ich mit ihnen mache.


BORIS NIESLONY (Deutschland) arbeitet seit den 1970er Jahren als Performancekünstler, Kurator, Archivar und Wissenschaftler. Seit 1981 entwickelt er ein umfassendes Archiv über Performance Art, Artist-run-Spaces und deren theoretische und philosophische Grundlagen.
1985 begründete Nieslony mit europäischen Performancekünstler:innen das Modell ‘Black Market International’, 1990 die Performance-Netzwerk Arts Service Association (ASA) und 1995 die erste Performance Konferenz in Köln. 2001 gründete er das E.P.I., das Europäische Performance Institut, und initiierte 2010 mit PAErsche ein Performance-Netzwerk das zwischen Künstler:innen, Organisationen und Projekten vermittelt.

Yiannis Pappas

THE SCHEME: 18.06. 16:00 UND 19.06. 16:00. OK LINZ

Im Angesicht aktueller technologischer Veränderungen befasst sich Yiannis Pappas’ durational Performance mit den menschlichen Grundrechten. Der Künstler fertigt unzählige Kopien der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte an, die 1948 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen in Paris verkündet wurde. Die Besucher:innen können sein rastloses, aktivistisches Handeln jedoch nicht direkt verfolgen, dieses ist nur über einen Live-Stream zugänglich. Die gemeinsame Erfahrung zwischen Performer und Publikum entsteht nur als Übertragung des Hier und Jetzt in das Dort und Dann. Was bedeuten soziale Teilhabe und menschliche Verbundenheit im Umgang mit Extended Reality Technologien, einschließlich des sogenannten Metaverse?
Mit einer anhaltenden performativen Geste behauptet Yiannis Pappas eine ultimative Notwendigkeit: den universellen Standard der Menschenrechte zu erweitern, um eine Ethik des Gemeinsamen in unseren kommenden realen und virtuellen Räumen zu etablieren.


YIANNIS PAPPAS (Griechenland) ist ein in Berlin lebender bildender Künstler und Performancekünstler. Angetrieben von einem kritischen Interesse an der physischen und symbolischen Inszenierung von Räumen und Archiven erforscht er in seiner künstlerischen Arbeit, wie diese sowohl auf kollektiver und institutioneller, als auch auf individueller und (un-)abhängiger Ebene aufrechterhalten werden. Seine Arbeiten wurden unter anderem auf der Architekturbiennale von Venedig 2018, der Athen Biennale 2016, der 7. Berlin Biennale, der Bangkok Biennale 2020, Darb 1718 (Kairo) und am FIVC Festival (Chile) präsentiert.

Jianan Qu

GONE BY NOW: 18.06. 13:30, MUSIKTHEATER FOYER
GONE BY NOW: 18.06. 21:00 UND 19.06. 20:30, OK LINZ

gone by now ist eine Serie performativer Demonstrationen, die das kommende ‘Meta-Universum’ mit seinen fortschreitenden Virtual-Reality-Simulationen adressiert.
Unter dem Vorzeichen der Freiheit sollen diese Simulationen emotionale Erfahrungen kreieren. Wissenschaftlichen Erkenntnissen folgend sind sie programmiert, um die Reaktionen und Interaktionen des menschlichen Gehirns und der Sinne zu manipulieren. Auf die Einladung, eine Performance für das Festival zu kreieren, hat Jianan Qu sein Projekt in Zusammenarbeit mit dem Institute of Dance Arts (IDA) der Anton Bruckner Privatuniversität entwickelt.
Er arbeitet mit 20 Tänzer:innen um die Erfahrung technologischer Immersion in körperliche Empfindungen und Ausdrucksformen zu übersetzen. Es handelt sich, mit anderen Worten, um eine Simulation der Simulationen.
Die Performance betont den Wert des Körpers und seine unersetzliche ‘Nicht-Fungibilität’, in einer physischen Vergrößerung der von uns wahrgenommenen Welt.


JIANAN QU (China) ist Performancekünstler und bildender Künstler. Ausgehend von dem ‘performativen Aspekt von Raum, Material und Objekten’, sowie der ‘gegenwärtigen Materialität des Körpers’ initiiert er performative Interaktionen zwischen Kunstfeldern, Kunsträumen und Institutionen. Eine tendenziell immaterielle und reduzierte Form des Ausdrucks ist für diese Inter-Aktionen zentral. Da Jianan Qu selbst in der Diaspora lebt, bestimmen Zwischenräume des Verstehens, und des notwendigen Missverstehens nicht nur seinen künstlerischen, sondern auch seinen Lebensweg. Seine Arbeiten wurden unter anderem bei ImpulsTanz, Hong Kong Arts Festival, Vienna Art Week, im Ludwig Museum (Budapest), Organhaus (Chongqing) und Kunstraum Niederösterreich gezeigt.
Qu lehrt derzeit an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz.

Xavier Le Roy

PRODUCT OF CIRCUMSTANCES (1999): 18.06. 14:00, MUSIKTHEATER BLACKBOX


Als künstlerische Antwort auf die Veranstaltung ‘Body Currency’ bei den Wiener Festwochen schuf Xavier Le Roy 1999 Product of Circumstances.
Er nutzt Lecture-Performance und Choreografie, um künstlerische und wissenschaftliche Methoden durch seinen eigenen Körper zu verbinden.
Als inszenierte Autobiographie kontextualisiert die Performance seinen persönlichen Übergang von einer frühen Karriere in den Naturwissenschaften, zu Choreographie und Performancepraxis.
Le Roy zeichnet die Mechanismen und Hierarchien nach, denen er als ‘Produkt seiner Umstände’ in der Welt der Wissenschaft und der Kunst unterworfen ist. Product of Circumstances kann als ein ikonisches Stück betrachtet werden, das die Schnittstelle zwischen dem Diskurs über visuelle Kunst und Performance sowie die Kontexte von Retrospektive und Reenacting von Performance und die Thematik des Körpers als Archiv berührt.


XAVIER LE ROY (Frankreich) arbeitet als Choreograf und ist Professor am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen.
Er promovierte in Molekularbiologie an der Universität Montpellier. Bevor und während er eigene Werke konzipierte und präsentierte, kooperierte er mit vielen renommierten Ensembles und Choreograf:innen. Seine Arbeiten wurden international präsentiert, unter anderem bei Skulptur Projekte (Münster), im Taikwun Contemporary Art Center (Hongkong), in der Tapiès Foundation (Barcelona), im MoMA PS1 (NYC), bei Kaldor Public Art Projects (Sydney), im Centre Pompidou (Paris) und bei der Biennale Danza (Venedig).

Sarah Trouche

COLLECTIVE HAPPENING: 17.06. 20:30, OK LINZ
WITH THE AWARENESS THAT SHE CANNOT CONTINUE ON THE PATH OF THE LIVING, SHE MAKES THE DECISION TO LEAVE IT: 18.06. 16:00|17:00|18:00, OK LINZ


Die Performance-Praxis von Sarah Trouche nimmt die großen kulturellen und politischen Themen unserer Zeit, wie Frauenrechte, Migration, Vertreibung und Ökologie in den Fokus:
“Es handelt sich um eine Performance, die einlädt, einen gemeinsamen, geteilten Moment zu erleben, im Licht, durch das Prisma der Choreographie, um uns zum Nachdenken über unsere unmittelbare Umgebung zu bringen. Den Begriff des Lebendigen beleuchten, und unsere Beziehung zur Natur mit großem N. Letztendlich werdet Ihr ein ökologischer und ökosensibler Körper werden und es wird eine Reflexion über den Ökofeminismus stattfinden.”


SARAH TROUCHE (Frankreich) Ein Großteil von Sarah Trouches Performances hinterfragt den Körper als soziopolitische Entität. Der körperliche in-situ Zustand und dessen Zeitlichkeit genügen als Anlass zur Intervention. Das Reisen, geradezu im Modus der Expedition, ist eine ihrer zentralen Arbeitsmethoden. Durch die Kraft der Anwesenheit tritt die Künstlerin in Austausch und in Beziehung. Sie hat an zahlreichen internationalen Ausstellungen teilgenommen, darunter Paris Photo, MÉCA, Centre d’art le Lait, Le 104, Fondation Pernod Ricard (Frankreich), Artbat fest (Kasachstan), Marrakech Biennale (Marokko), OCAC Taipei (Taiwan) und The Armory Show (NYC). Sarah Trouche wurde 2019 zum “Chevalier dans l’ordre des Arts et des Lettres” ernannt.

Xie Rong (Echo Morgan)

中国结 JIE: CHINESE KNOT: 17.06. 19:30 UND 19.06. 15:00 OK LINZ


Das Motiv des Knotens geht auf eine Tradition im alten China zurück, bei der die Menschen vor der Erfindung der Schrift Knoten in ein Seil knüpften, um sich an wichtige Lebensereignisse zu erinnern. Das Knotensymbol steht für Glück, Einigkeit, Harmonie und Wohlstand.
Ironischerweise erinnert die Schreibweise des Zeichens selbst auch an Traurigkeit, Tod und Ende. Dieser buchstäbliche Doppelknoten dient der Künstlerin, die Geschichte einer in einer Hütte angeketteten Frau aufzugreifen, die Ende Januar 2022 in den chinesischen sozialen Medien viral ging. Die Nachrichten zu jenem tragischen Fall von Menschenhandel wurden mehr als 10 Milliarden Mal online aufgerufen, sie konkurrieren mit den Klickzahlen der zeitgleich stattfindenden Olympischen Winterspiele in Peking. In ihrer Performance setzt sich Xie Rong mit diesem stark medial vermittelten Ereignis auseinander. Sie aktiviert die sinnliche Visualität einer chinesischen Knoteninstallation, deren traditionelles Motiv sie aufgreift, um einen Zwischenraum des sozialen, politischen und künstlerischen Ausdrucks herzustellen.


XIE RONG (ECHO MORGAN) (China) Xie Rongs Arbeiten bedienen stereotype Motive von Chinoiserie und Weiblichkeit, die darauf verweisen wie die ‘chinesische Kultur’ im sogenannten ‘Westen’ ästhetisiert und exotisiert wird. Ihre Arbeit erkundet die Zwischenräume der Übersetzung: zwischen chinesischer und englischer Sprache, zwischen Gesten und Stille, zwischen der chinesischen Vergangenheit und der europäischen Gegenwart, zwischen Live-Performance und ihrer visuellen Dokumentation.
Xie Rong hat Performances in Galerien, Museen und auf Festivals in Großbritannien, Frankreich, China, Schweden, Ägypten, Deutschland, in der Schweiz, Australien und Korea gezeigt. Im Jahr 2021 widmete das Museum of Far Eastern Art (Israel) ihrem Performance-Archiv eine Einzelausstellung. Sie lebt und arbeitet in London.