5 vor 12. Unerhörter Widerstand
DENKMAL ZUR ERINNERUNG AN FRAUEN* IM WIDERSTAND GEGEN DAS NATIONALSOZIALISTISCHE REGIME IN OBERÖSTERREICH
Das Denkmal “5 vor 12. Unerhörter Widerstand” ist dem Gedenken und der Erinnerung an widerständige Frauen* im Nationalsozialismus gewidmet. Lange Zeit galt nur der bewaffnete (männliche) Widerstand als solcher, Frauen* und ihre oft geschlechtsspezifisch anderen Widerstandsformen wurden nicht anerkannt.
Jeden Samstag um 5 vor 12 Uhr würdigt die Audio-Skulptur mit einem lauten Aufschrei eine Frau*, indem ihr Name, der Ort und die Art ihrer Widerstandshandlung genannt werden. Der Text wird durch ein Klangstück und einen kollektiven “Es ist 5 vor 12!”-Ausruf eingeleitet. Die formale Gestaltung der Skulptur greift die sich im realen Raum ausbreitenden Schallwellen visuell auf, gleichzeitig entsteht ein Gehörgang, der betreten werden kann. Jeden Tag können die Namen und widerständigen Handlungen der Frauen* durch das Durchqueren der Skulptur aufeinander folgend und in geringerer Lautstärke hörbar gemacht werden.
Die Stimmen wurden von Frauen* eingesprochen, die sich heute als widerständig oder gesellschaftskritisch verstehen.
Der Titel der Arbeit bezieht sich auf den Spruch „Es ist 5 vor 12!". Er verweist auf die Dringlichkeit des Widerstands. Der gewählte Zeitpunkt am Samstag um 5 vor 12 stellt zudem eine Verbindung zu den um 12 Uhr zu hörenden Zivilschutzsirenen her. Damit wird eine Assoziation zu Bedrohung und Krieg geweckt und die Frage aufgeworfen, wann es damals wie heute Zeit für Widerstand war bzw. ist. Während der Zeit des Nationalsozialismus war der Zeitpunkt, an dem es notwendig gewesen wäre, Widerstand zu leisten, keineswegs der, an dem die ersten Bombenalarme in Linz zu hören waren.
Der Untertitel der Arbeit verweist auf den oft - bis heute - ungehörten Widerstand von Frauen* in einem mehrfachen, wortspielerischen Sinn. Erstens auf den nicht anerkannten und vergessenen Widerstand der Frauen*, zweitens auf die Unerhörtheit des Widerstands im historischen Sinn, da die Mehrheit der Bevölkerung mitgemacht, zugeschaut oder weggeschaut hat und drittens darauf, dass das Denkmal selbst unerhört ist, es ist eine Provokation, eine Frechheit, wenn es einmal in der Woche laut und unüberhörbar aufschreit.
Konzept und Realisierung: Sabrina Kern, Mariel Rodríguez
Wissenschaftliche Mitarbeit: Martina Gugglberger
Sprecherinnen*: Maia Benashvili, Leticia Carneiro, Cornelia Erber, Eva Gruber, Gerlinde Grünn, Claudia Hochedlinger, Birgit Hofstätter, Elke Kammerer, Veronika Kitzmüller, Arabella Martinez-Miranda, Susanna Melem, Mila Müller, Sabine Scharf-Buchner, Sr. Maria Schlackl, Michaela Schoissengeier, Jutta Steinmetz, Bernadette Stiebitzhofer, Monika Weilguni, Elke Welser
Komposition Klangstück: Isabella Forciniti
Audioaufnahmen: Mario Stadler, Fizl Stadler (Goon Studios)
Audioschnitt und Mastering: Mario Stadler
Technische Umsetzung: Roland Babl
Stimm- und Sprechtraining: Elisa Andessner
Lektorat Audiotexte: Tanja Paar
Fotografien Denkmal und Sprecherinnen*: Violetta Wakolbinger
Projektleitung LKG OÖ: Rainer Jessl, Michael Weingärnter
Biografien Frauen* im NS-Widerstand: Martina Gugglberger / Im Rahmen der Lehrveranstaltung "Konstruktion von Geschichte: Erinnerungskultur und Public History" (Assoz.Prof.in Martina Gugglberger) haben im Wintersemester 2022 folgende Studierende des Master "Politische Bildung" der JKU Linz an der Erarbeitung der biografischen Texte mitgewirkt: Fabiola Salome Benninger, Dafinë Buchgeher, Helene Duursma, Lorenz Ehlers, Cornelia Eisenberg, Jennifer Grötzer, Maximilian Harslem, Lisa Karner, Stefan Laher-Mayr, Ana Mchedlishvili, Michaela Meßner, Stefanie Ostermann, Anna Portenkirchner, Barbara Maria Santer, Darina Joana Scholz, Dominik Surböck, Eva Barbara Ulshöfer, Katharina Wirth
Beratung und Visualisierung Skulptur: Julian Lietzmann